Gemäß der EU-Verordnung 543/2013 sind die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) in EU-Mitgliedsländern verpflichtet, Prognosen für Stromerzeugung und -verbrauch am Folgetag zu veröffentlichen, einschließlich spezifischer Prognosen für erneuerbare Energien aus variablen Quellen (VRE), d.h. Solar- und Windenergie. Diese Prognosen werden täglich um etwa 18 Uhr (Brüsseler Zeit) auf der ENTSO-E Transparency Platform für den nächsten Tag veröffentlicht.
Auf Grundlage dieser Prognosen haben wir eine neue Funktion zur EnergieTakt Karte hinzugefügt: eine Emissionsintensitätsprognose für den Folgetag. Mithilfe eines HistogramGradientBoostingRegressor wird ein Vorhersage-Modell trainiert, das auf den neuesten historischen Daten basiert – 30 Tage VRE-Erzeugung, Gesamterzeugung und Verbrauch für die jeweilige Region. Das trainierte Modell prognostiziert dann die Emissionsintensität des Folgetags und liefert so Einblicke in die voraussichtlichen Emissionen basierend auf dem prognostizierten Energiemix.
Die Emissionsintensitätsprognose für den Folgetag wird zwischen 20:00 und 20:30 Uhr (Brüsseler Zeit) berechnet und auf der EnergieTakt Karte (und API) veröffentlicht. Zusätzlich veröffentlichen die ÜNB um etwa 8 Uhr am nächsten Morgen eine aktualisierte Prognose, die zur Verfeinerung der Emissionsintensitätsprognose herangezogen wird. Die aktualisierte Prognose wird zwischen 9:00 und 9:30 Uhr auf dem Dashboard veröffentlicht, um eine präzisere Einschätzung der Emissionen für den Tag zu ermöglichen, während sich die realen Bedingungen entwickeln.
Diskussion & Vorbehalte
Obwohl die Emissionsintensitätsprognose wertvolle Einblicke bietet, gibt es einige Einschränkungen, die sich auf die Genauigkeit auswirken. Das Modell stützt sich stark auf VRE-Prognosen und geht davon aus, dass die übrige nicht-VRE-Erzeugung eine konstante Emissionsintensität aufweist. Das Modell berücksichtigt also nicht, ob die nicht-VRE-Erzeugung aus Wasserkraft, Kernenergie oder fossilen Brennstoffen stammt, was zu erheblichen Unter- oder Überschätzungen führen kann. Insbesondere in kleineren Ländern wie Tschechien können Änderungen in der nicht-VRE-Erzeugung das Emissionsprofil erheblich verändern: Wenn beispielsweise ein Kernkraftwerk vom Netz geht, könnte die Lücke durch fossile Erzeugung geschlossen werden, was dazu führen würde, dass die tatsächlichen Emissionen die Prognose übersteigen.
Eine weitere Herausforderung besteht in Ländern, bei denen importierter Strom die Emissionsintensität erheblich beeinflusst. Die Prognose berücksichtigt derzeit nur inländische Erzeugungsmuster, sodass Importe mit hohen Emissionen oder saubere Energieimporte nicht in die Vorhersage einfließen, was die Genauigkeit der Intensitätsprognose potenziell verzerren kann. Nutzer sollten diese Faktoren bei der Interpretation der Emissionsprognose berücksichtigen, da externe und unberücksichtigte Variablen die tatsächlichen Ergebnisse beeinflussen können.